Genuss
Lebensmittel / Getränke
Zunächst sei erwähnt, dass Frankreich als Land der Gourmets bekannt ist! Diese Erkenntnis beinhaltet, dass in Lebensmittelgeschäften, Bäckereien, auf Märkten und in großen Supermärkten alles angeboten wird, was der Mensch zum Überleben benötigt, und alles, was Herz, Seele und Magen zusätzlich begehren.
Es gibt fast nichts, was es nicht gibt, und das Preisgefüge ähnelt dem in Deutschland, vielleicht liegt es in den Tourismushochburgen und in der Hauptsaison geringfügig höher.
Außer in den großen Supermärkten und Bioläden (zum Beispiel biocoop), die meist an den Ortsrändern der Ortschaften zu finden sind, erhält man Backwaren und feine Konditoreierzeugnisse in der Boulangerie-Pâtisserie, Fleisch- und Wurstwaren in der Boucherie/Charcuterie, Meeresprodukte in der Poissonerie und das mit der Bezeichnung Épicerie geführte Geschäft lässt sich am besten mit einem minimalistischen »Tante-Emma-Laden« vergleichen.
Ein besonderes Einkaufsvergnügen bieten natürlich die Marchés (Wochenmärkte), die sowohl in der Stadt als auch auf dem Land zu finden sind. Kleinere Märkte bestehen manchmal nur aus einer Handvoll weißer Transportwagen, aus denen die Waren, meist Lebensmittel regionaler Anbieter, heraus verkauft werden. Größere Märkte finden unter vielen bunten Marktschirmen oder noch in mittelalterlichen Markthallen statt und es wird so ziemlich alles für den täglichen Bedarf angeboten: Obst, Gemüse, Fleisch, Käse, Fisch, Blumen, Haushaltsartikel, Kleintiere und Kleidung. Traditionell hält jede kleinere oder größere Stadt wenigstens einmal in der Woche einen Markttag ab und es ist immer wieder ein wunderbares Erlebnis, wenn uns die Düfte von reifen Käsesorten, Kräutern sowie frischem Brot in die Nase steigen oder der Anblick von Meeresfrüchten einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. In den örtlichen Office de Tourisme oder hier (nach Départements und Postleitzahlen geordnet) sind ziemlich umfassende Verzeichnisse der Wochenmärkte erhältlich.
Haben wir früher schon mal Vollkornbrot auf Reisen mitgenommen, so versorgen wir uns heute damit ab und zu auf den Märkten oder vereinzelt auch in Bäckereien, um eine zusätzliche Abwechslung zum ansonsten großen Angebot der verschiedensten Brotsorten zu erhalten. Dabei geht nach wie vor nichts über ein frisches französisches Baguette oder herrlich luftige und trotzdem vor Butter strotzende Croissants!
In einem Landstrich, in dem angeblich mehr Kühe als Menschen leben, gehören natürlich Sahne, Rahm, Butter und die unterschiedlichsten Rohmilchkäse in den Einkaufskorb und auf den Tisch. Die Normandie ist aber auch ein Apfelland, so dass neben Calvados und Cidre viele Speisen mit Äpfeln verfeinert oder ergänzt werden. Die Gerichte sind bodenständig, herzhaft und vor allen Dingen in den meisten Fällen sehr gut!
Ob man sich mit Kutteln (Tripes, geschnittener Pansen von Wiederkäuern), Kalbsbries (Ris de Veau) oder mit anderen Innereien anfreunden kann, ist sicher Geschmackssache. Die übrigen Wild-, Fleisch- oder Geflügelgerichte sind jedoch ein Gedicht. Vom Ochsen- oder Kalbskotelett über das würzige Fleisch der Salzlämmer (agneau pré salé) bis zu den mit kleinen Zwiebeln gebratenen Enten, gilt es, eine große Anzahl genussreich zubereiteter Köstlichkeiten auszuprobieren.
Meeresfrüchte (Muscheln = Coquillages, Krustentiere = Crustacés) und Fisch (Poisson) spielen traditionell eine große Rolle in der normannischen Küche. Fast überall sind die für deutsche Verhältnisse preisgünstigen und hervorragenden Austern (Huîtres) zu genießen. Sie werden meist mit einer Sauce aus Schalotten und Apfelessig oder mit Zitrone gereicht, können aber auch überbacken serviert werden. Auch die Preise für Miesmuscheln (Moules), Garnelen (Crevettes), Taschenkrebse (Tourteaux), Jakobsmuscheln (Coquilles Saint-Jacques), Hummer (Homard) und Langusten (Langouste) sind, ob in Ihrer Küche auf Zeit zubereitet oder im Restaurant genossen, ebenfalls erfreulich günstig. Meeresfrüchte werden meist mit Roggenbrot, leicht gesalzener Butter (Beurre salé) und einem trockenen Cidre begleitet.
Die vielen anderen Fischarten wie Seezunge (Sole), Rochen (Raie), Petersfisch (Saint-Pierre), Steinbutt (Turbot) oder Makrele (Maquereau) werden meistens in einer leckeren, mit Sahne, Créme fraîche oder Cidre verfeinerten Sauce serviert. Im Landesinneren werden auch fangfrische Forellen (Truite) angeboten.
Restaurants
In den meisten Restaurants steht mindestens ein vegetarisches, vielleicht auch ein veganes Gericht auf der Karte. Besonders in den größeren Städten finden sich Restaurants mit internationaler Küche und die Einkehr in teilweise richtig gute Pizzerien, Crêperien oder Bistros enttäuscht fast nie. Wen zwischendurch der kleine Hunger überkommt, der findet Sandwiches im Supermarkt, Pizza oder Quiche aus der Bäckerei, Kuchen und kleine Gerichte wie Croque Monsieur, überbackenes Weißbrot mit gekochtem Schinken und Käse, im Salon de Thé. Immer öfter gibt es in den Ortschaften Baguette- und Pizza-Automaten, die von den nahen Bäckereien oder Pizzerien bestückt werden und das manchmal fehlende Angebot oft gar nicht so übel ersetzen.
Seit 2010 gehört die französische Küche zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Dabei ist nicht die Küche pauschal beurteilt worden, sondern unter anderem die Verwendung von vorzugsweise lokalen Produkten, die gekonnte Auswahl der Speisen, die die Vielfalt der französischen Regionen widerspiegelt, die Ästhetik der Tafel und die Speisefolge.
Diese besteht aus einem Ritual, das mit einem Aperitif beginnt und mit einem Digestif endet. Dazwischen gibt es mindestens drei oder vier Gänge: Vorspeise (Entrée), Hauptspeise (Plat), Käse (Fromage), Dessert (Dessert). Auch wenn die Normandie nicht zu den klassischen Weinbauregionen Frankreichs gehört, darf ein Glas Wein zu einem guten Essen nicht fehlen. Wer möchte, kann natürlich auch ein Bier, etwas Antialkoholisches oder den für die Region typischen Cidre ordern. Der spritzige, leicht schäumende Apfelwein passt eigentlich zu allem. Die Normandie ist die größte Cidre-Region Frankreichs und aus etwa 50 Cidre-Apfelsorten stellen die Cidre-Bauern den apfelsaftähnlichen Cidre doux mit bis zu 2,5 Prozent Alkohol, den herberen Cidre brut mit bis zu 5 Prozent Alkohol und den als Flaschengärung angebotenen Cidre bouché her. Als Kir Normand, mit schwarzem Johannisbeerlikör (Cassis) gemixt, eignet sich der Cidre als Aperitif und als Digestif empfiehlt sich ein normannischer Calvados.
Bei einem Restaurantbesuch schlägt ein durchschnittliches 3-Gänge-Menü mit mindestens 15 bis 40 Euro pro Nase zu Buche. Hierbei ist zu erwähnen, dass diese Angabe in den meisten Fällen für ein Mittagsmenü (Mittagessen = Déjeuner) gilt. Im Allgemeinen ist das abendliche Menü (Abendessen = Dîner) teurer und ein edleres Ambiente sorgt für einen weiteren Preisaufschlag. Dann können Sie locker das Doppelte und in Gourmetrestaurants mit einer nach oben fast offenen Preisskala rechnen. Das Preisgefüge liegt in den touristisch gut erschlossenen Orten erwartungsgemäß insgesamt höher als in den ruhigeren Regionen oder aber auch in den größeren Städten, in denen mittags von den Büroangestellten bis zu den Studierenden viele außer Haus essen gehen. Zusätzlich möchten wir erwähnen, dass auch auf dem Land viele Einheimische oftmals während der Mittagszeit in Gaststätten einkehren. Dort, wo beispielsweise viele Handwerkerwagen vorzufinden sind, wird im Allgemeinen eine preiswerte Hausmannskost angeboten. Schrauben Sie Ihre Ansprüche allerdings nicht zu hoch, denn manchmal kann das Mittagsmahl auch zum wenig ansprechenden menu surprise werden.
Selbstverständlich wird kein Gast zu einem Menü gezwungen, doch ein À-la-carte-Essen lohnt nur, wenn es unter dem Strich tatsächlich günstiger als ein vollständiges Menü ausfällt und das passiert äußerst selten. Eine »abgespeckte« und entsprechend leicht günstigere Menü-Alternative bieten viele Lokale zur Mittagszeit, in dem zum Beispiel Vorspeise und Hauptgericht oder Hauptgericht und Nachspeise kombinierbar sind.
Wir machen es übrigens in der Regel den Franzosen nach und ordern anstatt einer Flasche Mineralwasser einfach eine Karaffe Wasser (une carafe d’eau, s’il vous plaît). Wir bekommen dann lediglich das örtliche Leitungswasser kredenzt, das zwar manchmal chlorig riecht und schmeckt (man muss es ja nicht trinken!), aber ansonsten genießbar ist.
Ein richtiger Lichtblick ist die Kinderfreundlichkeit, denn viele Gastronomen bieten ein günstiges Menü für Kinder an, wenn diese gerade mal nicht auf Pommes oder Crêpes stehen.
Sollten Sie nicht gleich mit Öffnung des Restaurants am Tisch sitzen wollen, dann empfiehlt sich unbedingt eine Reservierung. Wenn Sie der französischen Sprache nicht mächtig sind, dann reservieren Sie einfach über die Webseite der entsprechenden Lokalität. Die Internetadressen sind leicht auffindbar oder Sie nutzen die Möglichkeit der Michelin-App. Diese kann auch offline genutzt werden oder im Online-Modus den Weg zum gewünschten Restaurant aufzeigen sowie eine Tischreservierung aus dem Programm heraus möglich machen.
Nach dem Betreten des Restaurants wartet man im Eingangsbereich, bis man vom Personal einen Tisch zugewiesen bekommt. Sollte dieser nicht gefallen, kann man natürlich fragen, ob es möglich ist, einen anderen Tisch zu bekommen. Eine freie Platzwahl haben Gäste lediglich in einfacheren Cafés, Bars und manchmal in Brasserien.
Bezahlt wird in Frankreich oft nicht am Tisch, sondern am Tresen. Die Bedienung ist im Preis inbegriffen, doch zwischen fünf und zehn Prozent Trinkgeld sind je nach Zufriedenheit durchaus angemessen. Wir haben dies nach unseren Restaurantbesuchen gern zurückgelassen, wurden wir doch in unseren Erwartungen an Küche und Service meist nicht enttäuscht. Bis auf wenige Ausnahmen hat uns alles geschmeckt, aber die unglaubliche Vielfalt der Zubereitungsarten und das Arrangement der Speisen haben uns jedes Mal überrascht.
Eine Auswahl empfehlenswerter Adressen finden sich in der Informationssammlung der Clergerie!